Impuls Juni 2023

Wenn viele jetzt über Pfingsten auf Reisen sind, dann begegnen sie einem ureigenen Wunsch, der über alle Grenzen hinweg die Menschen miteinander verbindet. Die Italiener sagen „Ciao“, die Franzosen „Adieu“, im Englischen sagt man zum Abschied „bye-bye“ und in der Schweiz wünscht man sich „Pfiat di“. Und wer daheim bleibt, der sagt einfach „Tschüss“.
Was sich Menschen so selbstverständlich zwischen Tür und Angel zurufen, hat ursprünglich eine tiefe Bedeutung. Denn wenn man die Grußformeln übersetzt, sagen sie alle mehr oder weniger dasselbe: „Gott sei mit dir“. Es ist der Wunsch, dass jemand Gott nahe ist und bleibt, den ich gerade getroffen habe und nun verabschiede. Dass ein Mensch behütet bleibt von dem, der jede Trennung überwunden hat, der keine Grenzen kennt und der uns bei jedem noch so schmerzhaften Abschied trösten kann. Unsere Wege werden eines Tages wieder auseinander gehen. Aber da ist einer, der mit allen Scheidenden und Bleibenden mitgeht. Und das ist kein frommer Wunsch! Denn Pfingsten steht genau dafür. Durch die Ausgießung des Heiligen Geistes hat sich Gott quasi „aufgeteilt“ auf die Christen. Er wohnt seitdem nicht nur in ihren Herzen, sondern führt diese eines Tages auch wieder zusammen. Ich werde nie vergessen, als ich mich nach zehn Dienstjahren von meiner vorigen Gemeinde verabschiedete und zwei ältere Senioren, die ihr Lebensende ahnten, mir einen besonderen Abschiedsgruß mit auf den Weg gaben: „Wiedersehen im Himmel!“ Ich habe sie seitdem tatsächlich nie mehr gehört und gesehen. Sie sind längst bei Gott. Aber wir werden uns wiedersehen.
Carsten Buhr